Abstract
Der fremde Blick wird im Kontext von Digitalisierung vornehmlich unter dem Aspekt der Überwachung thematisiert. Daneben können dem Blick philosophiegeschichtlich auch andere Funktionen zugeschrieben werden. So gereicht die unmittelbare leibliche Begegnung im Blickaustausch bei Jean-Paul Sartre zur reflexiven Bewusstwerdung des Subjekts oder geht bei Emmanuel Levinas mit einem ursprünglichen ethischen Anspruch einher. Innerhalb digitalisierter Lebenswelten werden demgegenüber immer mehr Begegnungsräume eröffnet, die ohne physische Präsenz auskommen. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Beitrag diskutiert, welche Stellung Technologien im Welt-Selbst-Verhältnis des Individuums einnehmen und wie Virtualität sich auf die Erfahrung von Andersheit auswirkt. Im Vordergrund steht dabei immer die Frage, ob eine existentialistische Ethik, die auf leiblicher Begegnung basiert, im Zuge zunehmend entkörperlichter Kommunikation noch gangbar ist – und ob nicht gerade die Offenheit, die die unmittelbare leibliche Erfahrung kennzeichnet, zentral für Bildungsprozesse ist.