Leben, Zeit, Regierung – Eine sozialtheoretische und konstruktivistische Neubestimmung des Konzepts Biopolitik

In Helene Gerhards & Kathrin Braun (eds.), Biopolitiken – Regierungen des Lebens Heute. Springer Fachmedien Wiesbaden. pp. 3-40 (2019)
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Abstract

Der Begriff Biopolitik hat sich im öffentlichen und sozialwissenschaftlichen Diskurs inzwischen fest etabliert, jedoch nicht im selben Maß an Schärfe gewonnen. Im allgemeinsten Sinne bezeichnet er häufig die Beziehungen zwischen Leben und Politik überhaupt. Dagegen treten wir für einen konstruktivistischen und sozialtheoretischen Begriff von Biopolitik ein. Das sozialtheoretische Potenzial des Biopolitik-Konzepts erschließt sich, wenn man diejenige epochengeschichtliche Konstellation in den Blick nimmt, in welcher sich die drei konstitutiven Dimensionen von Biopolitik, nämlich Leben, Zeit und Politik, formieren und zueinander in Beziehung setzen: die Moderne. Dabei zeigt sich, dass ihr jeweiliges historisch-spezifisches Auftreten in bestimmen Formen erfolgt: der positiven Lebensmacht, der Verzeitlichung der Geschichte und der Zukunft sowie der Regierung als Verbindung von Einzelnem und Ganzem. Die Relationierung dieser historisch spezifizierten Dimensionen konstituiert den epistemisch-politischen Raum, in dem biopolitische Rationalitäten, Strategien, Programme und Technologien entworfen werden. Charakteristikum von Biopolitik ist dann der kalkulierende, auf Steigerung und Optimierung gerichtete Zukunftsbezug, der sich über bestimmte Wissensformen und Regierungstechniken in die Körper, Lebensprozesse und sozialen Beziehungen einschreibt. Diese Logik, und nicht die allgemeine Beziehung zwischen Politik und Leben, bildet dann das definierende Merkmal von Biopolitik.

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