Abstract
Der Text beschäftigt sich mit der Bedeutung unterschiedlich situierter Leiderfahrungen für Fragen des ethischen VerAntwortens und der Theorie des Politischen bei Judith Butler. Ausgehend von zwei Konstellationen des Leidens und der Gewalt, der us-amerikanischen AIDS-Krise in den 1980er Jahren sowie der historischen Zäsur des 11. September 2001 und den darauf reagierenden (Kriegs-)Politiken der USA, werden Butlers Überlegungen zur Macht der Geschlechternormen und den Grenzen der (sexuellen) Autonomie sowie zum Verhältnis von precariousness als sozio-ontologischer Relationalität und precarity als politisch induzierter Gefährdung bestimmter Leben und Bevölkerungsgruppen vorgestellt. Konzepte wie der subjekttheoretische Begriff der Enteignung, die Frage der Betrauerbarkeit von Leben und das Anliegen einer Ethik der Kohabitation nehmen auf die beiden Ereigniskonstellationen Bezug.