Abstract
Simmels Verhältnis zur Metaphysik spiegelt in vielerlei Hinsicht die Situation der Philosophie an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wider. Zunächst steht er der metaphysischen Spekulation unter dem Einfluss des Positivismus kritisch-distanziert gegenüber und ordnet ihr im Verhältnis zu den Einzelwissenschaften nur eine untergeordnete Rolle zu. Später wandelt sich das Bild, wobei nun Erkenntnistheorie und Metaphysik als zwei rechtmäßige Aufgabenbereiche der Philosophie gelten. In der Philosophie des Geldes entwickelt Simmel selbst eine „relativistische“ Metaphysik, die er in seinen späteren kulturphilosophischen Schriften auch methodisch reflektiert und in seinem lebensphilosophischen Spätwerk produktiv weiterführt.