Abstract
Immersion beruht auf dem Vertrauen in den Kunstrahmen und dessen schützende Grenzen. Kunst darf provozieren, ernsthaft verletzen aber nicht. Gleichzeitig erneuert sich Kunst und lebt von der Grenzverletzung wie dem Rahmenbruch. Der Beitrag geht anhand von Michael Hanekes Funny Games sowie Christine Cynns und Joshua Oppenheimers The Act of Killing der Frage nach, ob und wenn ja, wie sich diese Rahmenbrüche mit den Gesetzen der Immersion selbst vertragen. Von besonderem Interesse ist dabei das Potential immanenter Strategien, die im und mit dem Genuss der Immersion auf die Fragwürdigkeit derselben verweisen. Neben dem erwähnten Vertrauen scheint Komplizenschaft eine wichtige Ingredienz gelingender Immersion zu sein. Ihr Umschlag in Mitschuld wirft die Frage auf, ob die Geiselhaft der Zuschauer und Zuschauerinnen ein Gegengift gegen die immersiven Zumutungen darstellt.