Abstract
Der ungarische Philosoph Melchior (Menyhert) Palägyi hatte niemals eine unmittelbare Kritik der Meinongschen Philosophie verfaßt; 1902 erwog er sogar die Möglichkeit, sich bei Meinong zu habilitieren. Dennoch ist die Gegenstandstheorie Meinongs durch die von Palägyi aufgebaute, sprachphilosophisch begründete Widerlegung des logischen Objektivismus eines Bolzano oder Husseri an sich zweifellos ebenfalls berührt. Palägyis Kritik an dem modernen Piatonismus, durch Herder, Max Müller und vermutlich Nietzsche beeinflußt, die bezüglichen Argumente des späteren Wittgenstein und von Eric Havelock in gar mancher Hinsicht vorwegnehmend, ist weitgehend unbekannt und unbeachtet geblieben. Indem der Aufsatz die Prinzipien dieser Kritik nun eben auf die Gegenstandstheorie anwendet, sollen gewisse grundsätzliche Züge der Meinongschen Begriffsbildung in einer geschichtlich angemessenen Weise kritisch beleuchtet werden.