Technische Lösungen und umstrittene Interpretationen wissenschaftlicher Forschungsergebnisse: Risikoeinschätzung von Dieselabgasemissionen in den USA und in Westdeutschland, 1977–1995 [Book Review]

NTM Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin 28 (4):547-588 (2020)
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Abstract

ZusammenfassungDieser Beitrag analysiert, wie sich die Einstufung der Dieselabgasemissionen entweder als „gesundheitlich unbedenklich“ oder als „gesundheitsschädlich“ in den USA und in Westdeutschland zwischen 1977 und 1995 wandelte. Es wird argumentiert, dass die eingeführten Abgasgrenzwerte politisch definiert wurden. Damit wird mit diesem Artikel ein Beitrag zu der Frage geleistet, wie Politiker, Umweltschützer, Wissenschaftler und Ingenieure die Abgasstandards und -normen definierten, die als „unbedenklich“ galten. Nachdem eingangs diskutiert wird, warum Dieselabgasemissionen als mögliches Karzinogen galten, zeige ich anschließend, wie das Kodieren der Schadstoffe als „gesundheitlich unbedenklich“ oder als „gesundheitsschädlich“ das Resultat von Verhandlungen war. Deren Ergebnisse waren wiederum abhängig von den spezifischen zeitlichen, geographischen und intellektuellen Kontexten, in die die Dieseltechnik, die wissenschaftliche Forschung zu Abgasemissionen und die politische Regulierung von Schadstoffen eingebettet waren. Insbesondere werden dabei die Unterschiede der deutschen und der US-amerikanischen Regulierungspolitiken herausgearbeitet. Während in den USA politische Entscheidungsträger sich Anfang der 1980er Jahre vor allem auf epidemiologische Daten verließen, die nur ein schwaches krebserregendes Potenzial von Dieselabgasen aufzeigten, basierten deutsche Regierungsbehörden ihr Urteil nach 1985 zunächst vor allem auf den Ergebnissen von Tierversuchen und kurze Zeit später auch auf epidemiologischen Studien. Zudem zeigt der Artikel, wie US-amerikanische und deutsche Automobilhersteller versuchten, Zweifel an der Kanzerogenität von Dieselpartikeln zu streuen, und wie sich ihre Herangehensweisen unterschieden und veränderten. In dem die Rolle des Staates, der Automobilhersteller, der Wissenschaftler und der Umweltbehörden in Deutschland und in den USA in den Blick genommen wird, zeigt dieser Beitrag auf, wie sich die drei Bezugspunkte Technik, Wissenschaft und Politik bei Regulierungsprozessen zueinander verhielten.

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