Abstract
Der Wiener Kreis gehört nicht zu den philosophischen Denkströmungen des 20. Jahrhunderts, die heute für ihre Kulturphilosophie, Ethik oder politische Philosophie bekannt sind. Blickt man in Überblicksdarstellungen zur neueren Geschichte der Philosophie, so gewinnt man vielmehr den Eindruck, im Wiener Kreis herrsche ein Verständnis von Philosophie vor, das auf eine an der modernen Logik und den Naturwissenschaften orientierte ahistorische Spielart der Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie beschränkt ist. Metaphysikfeindlichkeit scheint zum Programm gehört zu haben, während die Philosophiegeschichte oder die Ästhetik anscheinend keine Rolle gespielt haben.