Abstract

Warum interessieren sich Theolog*innen für Literatur? Wofür ‚braucht‘ die akademische Theologie Poesie und fiktionale Narration? Welche Entwicklungen lassen sich für das interdisziplinäre Feld aufzeigen, das man heute als ‚Dialog von Theologie und Literatur‘ bezeichnet? Der vorliegende Beitrag skizziert Antworten auf diese Fragen aus der Perspektive der Theologie und konzentriert sich dabei auf den deutschsparchigen Diskurs.Immer schon haben Theolog*innen fiktionale Literatur gelesen und zur Illustrierung ihrer theologischen Gedanken verwendet – sofern die literarischen Texte ihren Glauben bestätigt haben. ‚Christliche Literatur‘ wurde als integraler Bestandteil der theologischen Weltsicht präsentiert. Romano Guardini und Hans Urs von Balthasar haben erstmals literarische Texte als eigenständige, unabhängig existierende Dimensionen wahrgenommen und theologisch gedeutet. Paul Tillich entwickelte eine ‚korrelative‘ Beziehung zwischen den Welten der Religion und der Literatur. Von dort aus etablierte Karl-Josef Kuschel – neben Dorothee Sölle und Dietmar Mieth – die Dialogdiziplin von ‚Theologie und Literatur‘. Heute bestimmen unterschiedliche Ausdifferenzierungen diese akademische Dialogdisziplin. Der Beitrag zieht eine Zwischenbilanz und bestimmt mögliche Perspektiven für die Zukunft.