Abstract
ZusammenfassungDie Schnitzler-Forschung hat gezeigt, dass die medizinischen und die literarischen Schriften des Schriftsteller-Arztes eng verflochten sind. Dennoch haben pharmakologische Problemstellungen, wie sie für die ärztliche Praxis der Moderne grundlegend sind, bislang nur wenig Aufmerksamkeit bei der Auseinandersetzung mit Schnitzlers Werk erfahren, obwohl sie dort immer wieder zentral werden. Ausgehend von einem Fund im Archiv des Pharmakonzerns Bayer – die Firma nahm Anstoß an der Verwendung des Schlafmittels Veronal in Fräulein Else – liest dieser Aufsatz Schnitzlers Novelle erstmals vor dem Hintergrund der ›Veronal-Kultur‹ des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Dabei erweist sich, dass Fräulein Else auch eine Intervention in die Public Health-Diskurse seiner Zeit beinhaltet.