Würzburg: Königshausen & Neumann (
2021)
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Abstract
Die Beziehung zwischen Theodor W. Adorno und Paul Celan steckt voller Widersprüche. Ihr Briefwechsel aus den sechziger Jahren ist spärlich, persönliche Begegnungen sind selten. Hinzu kommt: Celan fühlt sich von Adornos ersten skeptischen Sätzen über Gedichte nach Auschwitz angegriffen und äussert sich privat überaus kritisch zu Adornos Haltung zum Judentum. Andererseits liest Celan intensiv Adornos Schriften und wünscht sich einen Essay von ihm über sein Werk. Und Adorno? Der schreibt zwar nicht den versprochenen Essay, hält aber Celan für den bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker nach 1945. Der Grund für diese wechselseitige Wertschätzung liegt in der ausgeprägten Affinität ihrer Dichtung und Philosophie, die ein Grossteil der Forschung bis heute unterschätzt. Ausgehend von der aporetischen Situation von Kunst nach Auschwitz wenden sie sich dem Absurden und Dunklen zu und entwerfen eine Ästhetik des Bilderverbots. 'Kunstfeindschaft ' und 'Involution' heissen die Schlagworte ihrer geistigen Verwandtschaft, die jedoch eine wichtige Grenze hat. Während jüdische Erfahrungen Celans Lyrik tief prägen, subsumiert Adorno diese oft genug seiner -- wenn auch negativen -- dialektischen Logik.