Abstract
Die Digitalisierung und die Vorstellungen, die mit ihr in Verbindung stehen, machen auch vor dem Bild, das der Mensch von sich selbst hat, nicht Halt und wirken damit auf das individuelle Selbstverständnis sowie die Wahrnehmung anderer Menschen ein. Angestoßen durch Computer- und Naturwissenschaftler*innen tauchen in der breiten Öffentlichkeit immer häufiger Beiträge auf, in denen der Mensch mit der Digitalisierung entlehnten Begriffen beschrieben wird; auch im Bereich der Mensch-Roboter-Interaktion lassen sich solche Tendenzen erkennen: Das Gehirn wird als ein auf Algorithmen basierender Computer dargestellt, das Gedächtnis zum Datenspeicher erklärt und die Sinnesorgane zu Sensoren. Kurz gesagt ist ein reduktionistisches Menschenbild im Aufschwung, das den Menschen als homo digitalis sieht. Der Mensch wird zur Rechenmaschine erklärt, der es jeweils um den bestmöglichen Output geht. Dieser Auffassung zufolge müsste es für Menschen besser sein, sich mit sozialer Künstlicher Intelligenz abzugeben, die voll und ganz auf seine Algorithmen abgestimmt ist, als mit realen anderen Menschen. Würde sich dieses Menschenbild langfristig in der Gesellschaft durchsetzen, könnte das dazu führen, dass wir uns von anderen Menschen entfremden und den Umgang miteinander verlernen.