Eine herrschaftskritische Analyse der Pflicht in die Wildnis zu intervenieren
Abstract
In diesem Beitrag wird die tierethische Debatte um die moralisch richtige Reaktion auf Wildtierleid, die vornehmlich aus der analytischen Philosophie stammt, kritisch analysiert. Dabei steht die häufig vertretene Pflicht in die Wildnis zu intervenieren (Interventionspflicht), um Wildtierleid zu verhindern, im Fokus. Da bisher keine herrschaftskritische Auseinandersetzung mit dieser Position vorliegt, wird ein erster Ansatz in diesem Beitrag skizziert. Das heißt, es wird untersucht, inwiefern die Interventionspflicht ungerechte Machtbeziehungen erzeugen oder fördern kann. Die Analyse deutet daraufhin, dass die Rechtfertigung der Interventionspflicht auf einer problematischen anthropozentrischen Logik beruht. Dadurch wird der Erfolg von Interventionen nicht nur in Frage gestellt, sondern die Interventionen könnten es sogar erleichtern, wilde Tiere zu unterdrücken. Daher sollten zuerst die problematischen anthropozentrischen Einflüsse auf die Interventionspflicht aufgedeckt und kritisiert werden, um Interventionen zu ermöglichen, die kein Risiko für menschliche Zwecke ausgenutzt zu werden, mit sich bringen.