Bausteine zu einer Oral History der Wissenschaftsgeschichte Interview mit Dieter Hoffmann

Berichte Zur Wissenschaftsgeschichte 46 (4):378-412 (2023)
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Abstract

Wie kann man einen historischen Blick auf das eigene Fach werfen? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten – will man einerseits nicht in einer Nabelschau und Hagiographie enden, andererseits aber auch keinen umfassenden Entwurf einer zukünftigen Historiographie vorlegen. Die hier in loser Folge publizierten Interviews mit bekannten Protagonist:innen der Berliner Wissenschaftsgeschichte von ca. 1970–1990 in West und Ost rücken die Geschichte des Faches deshalb in einem bestimmten Milieu in den Fokus und versuchen, die Historiographie jenseits einer Institutionen- oder Theoriegeschichte voranzutreiben. Welche Motivationen oder Probleme bewegten einzelne Wissenschaftler:innen, sich der Geschichte ihres Faches zu widmen oder sich etwa aus der Soziologie oder Philosophie in die Wissenschaftsgeschichte zu bewegen? Welche Ausbildungspraktiken existierten in diesem heterogenen, zwischen den Disziplinen angesiedelten Feld, welche Anregungen bezog man aus welchen Kontexten? Wie war Lehre strukturiert und welche Netzwerke bildeten sich mit der Zeit? Kurz: Mit welchem Interesse kam man zur Wissenschaftsgeschichte und was wurde daraus? Die Auswahl der Interviewees erfolgt ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Proporz; der Fragenkatalog der Interviews richtet sich individuell nach den Biographien und dem Werk und entfaltet sich oft spontan im Gespräch. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet, transkribiert, der Schriftsprache angepasst, gegebenenfalls gekürzt, annotiert und von den Interviewees authentifiziert. Wir beabsichtigen mit dieser Serie von Interviews zunächst die Dokumentation rezenter Geschichte durch eine Oral History, die subjektive Wahrnehmungen und persönliche Erlebnisse einschließt. Auf diese Weise werden Segmente einer größtenteils ungeschriebenen Geschichte anhand von Biographien erfahrbar und damit auch einer weiteren kritischen Bearbeitung und Integration in ein Gesamtbild zugänglich. Da uns im Zuge der jeweiligen Vorbereitung und Durchführung, Transkription und Abstimmung der Interviews daran gelegen war, aus Sicht der Akteur:innen wichtige Sammelbände und Aufsätze, Monographien oder auch „graue Literatur“ zu erfassen, wird nebenbei eine kommentierte Bibliographie zur Geschichte der Wissenschaftsgeschichte entstehen. Unsere Hoffnung besteht darin, mittels dieser Sammlung mit Berlin einen fruchtbaren Raum und mit den siebziger und achtziger Jahren eine produktive Zeit des Faches jenseits von Reminiszenz oder Nostalgie zu erkunden – nicht zuletzt auch, um den Blick für gegenwärtige Herausforderungen des Faches zu schärfen.

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