Abstract
Schellings Fragment ‘Clara‘, das erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde, ist bisher von der Forschung kaum berücksichtigt worden. Weshalb das so ist, wird bei der Lektüre dieser Schrift recht schnell deutlich. Tatsächlich versucht Schelling hier nichts anderes zu zeigen, als daß es ein Leben nach dem Tod gibt und wie wir uns dieses vorzustellen haben. Dabei ist die ‘Seele‘ das unhintergehbare Band, das gemäß der Identitätslehre Körper und Geist zu einem Identischen macht. Als solche ist sie zugleich der logische Grund von Selbstbewußtsein und Basis existentieller Individualität. Nach dem Tod verbleibt ein emphatischer Zustand reiner Intentionalität und damit ein Reich idealer, unverfälschter Kommunikation der Seelen. Schellings Fragment steht damit in einem Spannungsfeld zwischen irrationalistischen, obskurantistischen Argumenten und auch ideengeschichtlich hochgradig fragwürdigen Ausführungen einerseits und, zumindest bei moderner Lesart, anregenden subjektphilosophischen Spekulationen andererseits