Abstract
Zusammenfassung Im Falle von Pandemien können die Kapazitäten auf den Intensivstationen bekanntlich knapp werden. In Deutschland hat dieser Umstand zu einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts geführt, in dem vom Gesetzgeber verlangt wurde, Menschen mit Behinderungen für solche Fälle besser vor Diskriminierung zu schützen. Aus ethischer Sicht hängt die Frage nach den Diskriminierungspotentialen von Priorisierungskriterien stark davon ab, worin genau das Übel einer Diskriminierung verortet werden muss – eine Frage, zu der es in der Ethik mehrere konkurrierende Theoriegruppen gibt. In diesem Aufsatz soll gezeigt werden, dass diese Theorien darüber hinaus jeweils einer Ergänzung bedürfen, um dem Phänomen der indirekten Diskriminierung gerecht werden zu können. Wie hier am Beispiel einiger konkreter Triage-Kriterien gezeigt werden soll, ist ein Ansatz mittlerer Breite besonders geeignet, um die Aufmerksamkeit auf den Kern der aktuellen Probleme zu lenken. Dazu zählt insbesondere das Ausmaß, in dem soziale Gepflogenheiten gegenüber Menschen mit bereits zuvor bestehenden konkreten Schwierigkeiten generell Auswirkungen auf die Struktur ihrer sozialen Interaktionen haben.