Abstract
Folgt man dem vorherrschenden Verständnis, so markiert Scheitern die Abwesenheit von erfolgreichem, gelingenden Handeln und ist darüber hinaus kaum einer begrifflichen Bestimmung zugänglich. Scheitern interessiert in der Regel nur insofern, als es vermieden werden kann. Dies gilt auch für den Blickwinkel der Optimierung, aus dem das Scheitern nicht als Endpunkt, sondern als Lernanlass und Übergangsmoment auf dem Wege zukünftigen Erfolges interpretiert wird. Indem das Scheitern als Chance gedeutet wird, verschiebt der Optimierungsdiskurs den Fokus auf die Frage nach der Scheiternsbewältigung und dem Umgang mit dem Scheitern. Im Sinne der Optimierung wird an die Einzelnen die Aufgabe gerichtet, erfolgreich zu scheitern – und nicht am Scheitern zu scheitern. Der Beitrag arbeitet einige begriffliche Aspekte von Scheitern heraus und diskutiert die ambivalenten Effekte und blinden Flecken einer Verbindung von Scheitern und Optimierung.