Steinzeit und Sternzeit: altägyptische Zeitkonzepte

München: Fink (2011)
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Abstract

Der agyptische Zeitbegriff hat zwei Eigentumlichkeiten: erstens gibt es nicht einen, sondern zwei Begriffe fur das, was wir Zeit nennen, und zweitens konnen wir diese Begriffe zugleich mit Zeit und mit Ewigkeit wiedergeben. Sie bezeichnen die Zeit in ihrer Gesamtheit, ihrer unabsehbaren Fulle. Jan Assmann untersucht die Bedeutung dieses dualen Zeit/Ewigkeitsbegriffs in funf Schritten. Im ersten Teil wird diese Zweiteilung der Zeit aus der Aspektopposition des agyptischen Verbalsystems abgeleitet, das sich nicht, wie das uns vertraute auf die drei Zeitstufen Vergangenheit Gegenwart Zukunft, sondern auf die zwei Aspekte Imperfektiv/Perfektiv bezieht und mit verschiedenen Symbolisierungen und Personifikationen in Verbindung gebracht. Die eine Zeit der unendlich in sich kreisenden Bewegung, aus der die Zeiteinheiten der Stunden, Tage, Monate, Jahre hervorgehen ist die Sternzeit, die Zeit des Sonnengottes, die andere Zeit der unwandelbaren Dauer ist die Steinzeit, die Zeit des Osiris. In einem zweiten Schritt wird diese Unterscheidung inhaltlich konkretisiert als kosmische und moralische Zeit. Die kosmische Sternzeit ist die Zeit der Riten, durch deren Vollzug sich der Mensch in die kosmischen Ordnungen eingliedert. Die Steinzeit der Grabmonumente, in denen sich der Mensch ins Gedachtnis der Nachwelt einzuschreiben hofft, ist die Zeit der Rechenschaft und der Geschichte. Speziell dem agyptischen Umgang mit Geschichte widmet sich der dritte Teil. Hier geht es um den engen Zusammenhang von Zeit, Geschichte und Staat, der fur das agyptische Zeitverstandnis charakteristisch ist. Der vierte Teil behandelt den Unterschied von linearer und zyklischer Zeit, Irreversibilitat und Reversibilitat, Steinzeit und Sternzeit unter dem Gesichtspunkt des Endes, das in beiden Dimensionen jeweils ganz unterschiedliche Formen annimmt. Im letzten Teil untersucht Assmann den grundlegenden Wandel des agyptischen Zeitdenkens in der 2. Halfte des 2. Jahrtausends v. Chr. Die aus der Bewegung der Sonne um die Erde ausstromende Sternzeit fullt sich immer mehr mit dem Inhalt von Schicksal und Geschichte, die Zeit, und mit ihr das menschliche Leben und das Geschick des Landes, wird in Gottes Handen gedacht.

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