The Positive Role Of Prudence In The Virtuous Life

Jahrbuch für Recht Und Ethik 5 (1997)
  Copy   BIBTEX

Abstract

I begin this paper by claiming that commentators who regard the Groundwork as Kant's final word on ethics inevitably misunderstand his moral theory. In support of this claim I focus on how Kant portrayed the role of inclinations in the morally virtuous life. A person who reads only the Groundwork will surely be struck by Kant's negative treatment of desires in that book: they are completely irrelevant to the rightness of our moral judgments, and the only specifically moral motive is dutifulness, excluding all influence of the emotions, which function as the main rival to moral motivation.Kant left a thorough discussion of his division of duties for his Metaphysics of Morals, and there, when he discusses imperfect duties as well as morally permissible activities, we find that the categorical imperative is an indeterminate guide to the majority of our decisions. That is, in such matters, pure practical reason must be supplemented by both prudential judgments and motives grounded on inclinations. Then inclinations operate, not as a crutch to induce us to do our duty, but as a complement to the Categorical Imperative.The Categorical Imperative, therefore, has a more limited role in most of our decisions than appears to be the case in the Groundwork. Yet the all-encompassing role enjoyed by the moral law means that which permissible activities we engage in and exactly how we fulfil positive obligations still both need to be recognized as expressions of a person's character. Contrary a common misinterpretation, then, the criterion of effectiveness can therefore be both relevant to and even mandated by the moral law and so function as a moral category in Kant's theory. Instances in which practice goes amiss in these areas are failures of prudence, and such "faults," as Kant called them, are not necessarily incompatible with a person's ultimate moral commitment.We now can see how misled are those who describe Kant's moral theory as totally rule-bound and excessively rigoristic. That his theory leaves vast areas of our life open to prudential judgments is but another reflection of the way in which he was faitful to the thinking of ordinary people. Zu Beginn meines Beitrags behaupte ich, daß Autoren, die die Grundlegung zur Metaphysik der Sitten als sein letztes Wort zur Ethik ansehen, Kants Moraltheorie unvermeidlich mißverstehen. Um diese Behauptung zu begründen, richte ich meinen Blick in erster Linie auf die Frage, wie Kant die Rolle der sinnlichen Antriebe und Neigungen in einem moralisch tugendhaften Leben schildert. Demjenigen, der sich auf die Grundlegung beschränkt, wird die negative Behandlung dieser sinnlichen Antriebe und Neigungen in diesem Buch sicherlich auffallen. Für die Richtigkeit unserer moralischen Urteile spielen sie keine Rolle. Im Gegenteil: Die spezifisch moralische Triebfeder ist allein die Pflicht selbst. Die Gefühle sind von jedem Einfluß ausgeschlossen; statt dessen fungieren sie als die hauptsächlichen Rivalen eines eigentlich moralischen Antriebs.Kant hat die eingehende Erörterung der Einteilung der Pflichten auf die Metaphysik der Sitten verschoben, und wenn er dort sowohl unvollkommene Pflichten als auch moralisch erlaubte Handlungen diskutiert, dann sehen wir, daß der Kategorische Imperativ für die Mehrzahl unserer Entscheidungen nur eine unbestimmte Anleitung liefert. Das heißt, in diesen Bereichen bedarf die reine praktische Vernunft einer Ergänzung, durch Klugheitsurteile wie auch durch Motive, die von unseren Neigungen abhängig sind. Die Neigungen sind in der Metaphysik der Sitten nicht eine Krücke, um uns zu pflichtgemäßem Handeln zu bringen, vielmehr dienen sie der Vervollständigung des Kategorischen Imperativs.Die Rolle, die der Kategorische Imperativ bei den meisten unserer Entscheidungen spielt, ist deshalb viel eingeschränkter, als es in der Grundlegung erscheint. Das bedeutet, daß die Art und Weise, wie wir unsere positiven Verpflichtungen erfüllen, und die Auswahl der erlaubten Handlungen, auf die wir uns einlassen, immer noch als Ausdruck des Charakters unserer Person anerkannt werden müssen, obwohl und weil das moralische Gesetz über allem steht. Entgegen einem gewöhnlichen Mißverständnis kann auch das Kriterium der Effektivität für das moralische Gesetz relevant und vom moralischen Gesetz sogar vorgeschrieben sein und so in Kants Theorie als eine moralische Kategorie fungieren. Soweit diese Überlegungen reichen, erweisen sich Mängel in unserer Praxis als Fälle, in denen unsere Klugheit versagt hat, und derartige "Fehler", wie Kant sie nennt, sind nicht notwendigerweise unvereinbar mit einem Selbstverständnis, daß das moralische Gesetz für mich letztendlich die entscheidende Rolle spielt.Wir sehen nun, wie falsch eine Interpretation ist, die Kants Moraltheorie als vollständig an Regeln gebunden und übertrieben rigoristisch beschreibt. Daß seine Theorie große Bereiche unseres Lebens für Klugheitsentscheidungen offen läßt, ist nur ein anderer Aspekt seiner Bindung an die "gemeine Menschenvernunft".

Links

PhilArchive



    Upload a copy of this work     Papers currently archived: 92,471

External links

  • This entry has no external links. Add one.
Setup an account with your affiliations in order to access resources via your University's proxy server

Through your library

Similar books and articles

Can Positive Duties be Derived from Kant’s Categorical Imperative?Michael Yudanin - 2015 - Ethical Theory and Moral Practice 18 (3):595-614.
Die ethische Vernunft: eine Skizze.Zdravko Radman - 2006 - Synthesis Philosophica 21 (2):385-394.
Kant On Responsibility For Consequences.Thomas E. Hill - 1994 - Jahrbuch für Recht Und Ethik 2.
Het radicale kwaad en de bekering bij Kant.J. Plat - 1978 - Tijdschrift Voor Filosofie 40 (3):379 - 417.
Kant und der „unpartheische Zuschauer“.Jens Kulenkampff - 2005 - Jahrbuch für Recht Und Ethik 13.
Selbstachtung und Selbstliebe oder Warum moralisch sein?Friedo Ricken - 2009 - Theologie Und Philosophie 84 (3):321-330.
Der Widerstreit Zweier Gründe Der Verbindlichkeit.Jan Joerden - 1997 - Jahrbuch für Recht Und Ethik 5.

Analytics

Added to PP
2015-02-06

Downloads
0

6 months
0

Historical graph of downloads

Sorry, there are not enough data points to plot this chart.
How can I increase my downloads?

Citations of this work

No citations found.

Add more citations

References found in this work

No references found.

Add more references