Abstract
Anhand dreier wichtiger Fragen habe ich zunächst die in der byzantinistischen Forschung aufgedeckten Probleme und die erarbeiteten Vorschläge zu ihrer Lösung skizziert, um sie in einem zweiten Schritt mit den Lösungsvorschlägen und dem argumentativen Vorgang Robertos zu kontrastieren. Aus diesem Vergleich geht m. E. hervor, dass die „Johanneische Frage“ in der Edition von Roberto keine originelle und unerwartete Lösung erfahren, sondern eine weitere Verwicklung erlitten hat.Die Fehlentscheidungen bezüglich dieser drei Komponenten führen zu weiteren Verzerrungen: Viele Glossen aus der Suda, die Texte der Wiener Troica und der Hypothesis zur Odyssee wurden in das Corpus in Folge von Übereinstimmungen mit den zu Unrecht für Johannes von Antiochien erklärten Texten aufgenommen. Es versteht sich von alleine, dass alle Beobachtungen über die Quellen, den literarischen Wert und das weitere Schicksal der Chronik, die Roberto auf der Basis des von ihm zusammengezimmerten Corpus anstellt, im gleichen Maße als wissenschaftlich zuverlässig zu betrachten sind, in welchem die Ausführungen und Theorien es sind, welche die Aufnahme des entsprechenden Materials in das Corpus rechtfertigen.Obwohl der interessierte Leser jetzt ein umfangreiches Dossier zur „Johanneischen Frage“ an die Hand bekommen hat, ist das Erscheinen dieses Bandes eher zu beklagen als zu begrüßen: Die allgemeine Verwirrung um Johannes von Antiochien ist damit nur größer geworden.