Abstract
Zusammenfassung Der 3:2-Sieg der österreichischen über die deutsche Nationalmannschaft während der Fußball-WM 1978 im argentinischen Córdoba stellte für die Bevölkerung Österreichs nicht nur einen sportlichen Erfolg dar, sondern avancierte vielmehr zum Kristallisationspunkt des kollektiven Gedächtnisses einer ganzen Generation. Als es bei der Europameisterschaft 2008 erneut zur Begegnung Österreich gegen Deutschland kam, mobilisierten die Medien diverse semantische Reproduktionsmechanismen, die einen fließenden Übergang zwischen Vergangenheit und Gegenwart gewährleisteten. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll einerseits die Re-Aktualisierung der Ereignisse von 1978 während der EURO 2008 in der deutschsprachigen Presse untersucht werden. Anderseits stehen die zeithistorischen Diskurse des Spiels von Córdoba als identitätsstiftendes Korrelat im Vordergrund des Forschungsinteresses. Die Untersuchung zeigte, dass Córdoba seit 1978 als „Kollektivsymbol“ in Österreich begriffen wurde. Durch die vielseitige Verwendung von narrativen und symbolischen Elementen konstruierte die Berichterstattung diskursive Rahmen - etwa die stereotype und emotionsgeladene Erzählstruktur oder die mediale Konzentration auf bestimmte Akteure von 1978 -, welche für die Rezeption des Ereignisses von 2008 konstitutiv waren und die Grundlage für vielfältige, kollektive Identifikationsprozesse in der Gegenwart lieferten.