Gilligan, Kohlberg and 20th-Century (C.E.) Moral Theory: Does Anglophone Ethics Rest on a Mistake?

Jahrbuch für Recht Und Ethik 30 (1):199-234 (2022)
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Abstract

In Erwiderung auf Kohlbergs Theorie moralischer Entwicklung betont Gilligan (1982, 2. Aufl.: 1993, S. 18 – 9), dass seine Theorie völlig von ihrem postulierten Ziel abhänge, nämlich einer prinzipien-geleiteten Urteilskraft. Hier wird nun analysiert, inwiefern Gilligans Diagnose nur die Spitze eines moralischen sowie theoretischen Eisbergs dadurch beleuchtet, dass ihre Untersuchungen der Klärung dienen, inwiefern Kohlbergs Etappen „Fünf“ und „Sechs“ eine spezifische Theorie des „moralischen Standpunkts“ voraussetzen, bei der Fragen der Gerechtigkeit und zu viel von dem, was wir einander und auch uns selbst schulden, vernachlässigt werden. Um dies zu zeigen, untersuche ich zunächst, wie klassische Gerechtigkeitsfragen für teleologische Ethiktheorien nicht nur einmal, sondern zweimal verloren gegangen sind (§ 2). Ein wichtiges Beispiel dafür ist die radikale Kehre in der „ethischen Theorie“ zu Beginn des anglophonen 20. Jahrhunderts (C.E.), repräsentiert durch die Kehre von Moore, Prichard und Ross hin zu Partikularismus und Intuitionismus und deren prinzipielle Missachtung des tatsächlichen Verhaltens im tatsächlichen Kontext eines jeglichen Agenten (§ 3). Ein zweiter wichtiger Fall betrifft die liberal-individualistische Grundlage von Untersuchungen zu „der“ moralischen Sichtweise aus der Mitte des 20. Jahrhunderts (C.E.) und Vorstellungen von „Unparteilichkeit“, die Kant oft, aber fälschlicherweise zugeschrieben werden (§§ 4 – 7). Diese Überlegungen ermöglichen es, einige zentrale methodologische Verwirrungen zu identifizieren (§ 8), die unvermeidlich auch einige schwerwiegende moralische Verwirrungen erzeugen – Verwirrungen, die Kohlbergs Theorie der moralischen Entwicklung zugrunde liegen, von denen einige durch Gilligans Einwände gegen seine Theorie identifiziert werden (§ 9). Diese kritischen Überlegungen erlauben es mir dann, wesentliche Züge von Kants kritischem Ansatz zur Moralphilosophie zu charakterisieren (§ 10). Kants scharfsinnige Theorie moralischer Urteile und moralischer Rechtfertigung erfordert keine Berufung auf den einzigen inkommensurablen Wert der „Würde“; auch ist seine Darstellung nicht individualistisch: Die „Universalität“, die erforderlich ist, um Prinzipien, Handlungen und unsere moralischen Verpflichtungen, Erlaubnisse oder Verbote zu identifizieren und zu bewerten, ist im Prinzip und in der Praxis kosmopolitisch. Kants ‚konstruktiver‘ Ansatz zu diesen Fragen ist nicht der von Rawls; er wird vielmehr von Onora O’Neill korrekt identifiziert. Kants Explikation des rationalen Urteils und der rationalen Rechtfertigung kann das Pyrrhonsche Kriteriumsdilemma auflösen; alternative Methoden, die in der Moralphilosophie bevorzugt worden sind, können dies nicht.

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