Abstract
Die Wissenschaftstheorie hat sich in der Vergangenheit hauptsächlich mit dem Aufbau und der Analyse wissenschaftlicher Theorien und den logischen Problemen in ihrem eigenen Gebiet beschäftigt, während Probleme der Wissenschaftspraxis, hier vor allem die theoretischen Grundlagen des Messens, nur am Rande oder gar nicht behandelt wurden. Dies ist insofern bemerkenswert, weil die Messung das wichtigste erfahrungswissenschaftliche Hilfsmittel zur Gewinnung von Erkenntnis darstellt. Beim Messen erfolgt der wichtige Übergang vom Empirischen zum Formalen, indem die empirisch vorliegende Intensität einer Meßgröße durch eine mathematische Größe beschrieben und damit überhaupt erst die Voraussetzung für eine erfahrungswissenschaftliche Theorie geschaffen wird. Die vorliegende Meßtheorie ist in Meßprozeßtheorie, Metrisierungstheorie und Fehlertheorie gegliedert. Die Meßprozeßtheorie behandelt die Vorgänge zwischen Meßobjekt und Meßgerät, die Metrisierungstheorie die Darstellung der empirischen Größe als formale und die Fehlertheorie die Schätzung des gesuchten wahren Wertes aus mehreren fehlerbehafteten gleichwertigen Meßwerten. Der Schätzwert ist das Endergebnis einer Messung. Ziel der Arbeit ist es, die Meßtheorie aus dem engen Kreis der Metrisierungs- bzw. Skalentheorie herauszulösen und auf die häufig übersehenen notwendigen Bedingungen einer Messung aufmerksam zu machen