Fehlt die konkrete Subjektivität im Neukantianismus?
Abstract
In den letzten Jahren findet eine bemerkenswerte Neuzuwendung zum Neukantianismus statt. Der Sache dienlich wäre es, führte diese Hinwendung nicht bloß zu einer angemessenen historiographischen Aufarbeitung, sondern auch zu einer systematischen Auseinandersetzung und produktiven Aneignung. Vielerlei Gründe mögen für diese verspätete philosophische Geschichtsbewältigung verantwortlich sein - man darf jedoch nicht übersehen, daß auch die systematische Neukantianismus-Rezeption der frühen fünfziger und sechziger Jahre den Blick auf eine produktive Aneignung erheblich verstellt hat. Das betrifft vor allem die Beurteilung der Stellung der konkreten Subjektivität: sie soll im Neukantianismus fehlen. Dagegen vertrete ich: Dieser Vorwurf involviert eine gravierende Fehleinschätzung der Systematik des Schulhaupts H. Rickert. Zunächst erfolgt eine Bestandsaufnahme, dann eine Bewertung des Vorwurfs; diese Bewertung zieht eine Analyse der systematischen Bedeutung von Rickerts Unterscheidung zweier Wege der Erkenntnistheorie nach sich