Abstract
In ihrem 2013 erschienenen Buch „Vertrauensfragen. Eine Obsession der Moderne“ beschreibt die Historikerin Ute Frevert, wie verbreitet das Thema des Vertrauens besonders seit dem 18. Jahrhundert gewesen ist. Vertrauen wird in vielen Bereichen des privaten und des öffentlichen Lebens thematisiert, versprochen und geschenkt, gefordert und beschworen und nicht selten enttäuscht und verloren. Ökonomische, soziale und politische Krisen, aber auch Beziehungskrisen werden dann vermehrt als Krisen des Vertrauens verstanden und dargestellt. Hierbei verweist Frevert auf die Ambivalenz des Begriffs, der als Gefühl oder Kalkül, als asymmetrische Treue einem Elternteil oder einem charismatischen Führer gegenüber, als gegenseitige Erwartungshaltung im sozialen Feld oder sogar als Werbemittel in deregulierten Märkten verstanden werden kann, der aber auch die Grundlage von Missbrauch in manchen pädagogischen Beziehungen bildet.