In Alberto Bondolfi, Ulrike Kostka & Kurt Seelmann (eds.),
Hirntod und Organspende. Basel, Schweiz: Schwabe Verlag. pp. 49-70 (
2003)
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Abstract
Wann ist ein Mensch tot? Ende der sechziger Jahre gelangten medizinische
Fachverbände in den USA, in der Schweiz, in Deutschland und in anderen
Ländern zu dem Ergebnis, daß ein Mensch jedenfalls dann tot ist, wenn sein
Gehirn insgesamt abgestorben ist. Das ist die Hirntod-Konzeption des Todes, die
seitdem die theoretische Basis der medizinischen Praxis in weiten Teilen der Welt
bildet. Trotzdem sind die Zweifel am Schluß vom Hirntod auf den Tod nie verstummt.
Im Gegenteil, sie sind erst in den neunziger Jahren richtig aufgeflammt, und zwar keineswegs nur innerhalb der Medizin, sondern unter Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern vieler Disziplinen, nicht zuletzt
auch meiner Profession, der Philosophie. Ich möchte in meinem Beitrag zunächst aus philosophischer Sicht eine
Übersicht über die wesentlichen argumentativen Muster dieser Hirntod-Debatte
geben, um dann zu erläutern, worin die in meinen Augen plausibelste Reaktion
besteht, nämlich in der moralphilosophischen Auflösung der Debatte.