Die Metapher der Mischung in den platonischen Dialogen Sophistes und Philebos

Sankt Augustin: Academia (2010)
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Abstract

Der Begriff der Mischung ist von zentraler Bedeutung in der spateren platonischen Philosophie. Um das Wesen der Mischung offenzulegen, fokussiert Georgia Mouroutsou auf den Sophistes und den Philebos. Im ersten Kapitel ordnet sie die 'Mischung' in die ganzheitliche Ubertragung der beruhmten und beruchtigten Teilhabe ein: von der Teilhabe des Wahrnehmbaren an der Idee zu der innerideellen Teilhabe und von da zu der Teilhabe der zwei platonischen Prinzipien. Dabei erhellt die Autorin das Wesen der Mischung als Metapher: als Transformation eines sinnlichen Bildes in ein philosophisches Bild. Als 'Mischung' wird einerseits die Beziehung der grossten Gattungen untereinander, andererseits diejenige zwischen Grenze und Unbegrenztheit bezeichnet. Im zweiten Kapitel wird die Konzeption der Mischung im Sophistes behandelt. Zur Leitfrage wird: Warum ist die Metapher der Mischung im Fall der Verbindung der Idee des Seienden mit der des Anderen gelungener als diejenige der Teilhabe? Mouroutsou bietet eine Analyse von Soph. 246a-259b und eine grundliche Diskussion der entsprechenden Sekundarliteratur. Von einer allgemeinen Ontologie des Seienden als 'Kraft des Tuns und des Leidens' gelangt der Gast aus Elea zu einer speziellen Ontologie des ausgezeichneten ideellen Seienden: Der Dialog kulminiert in der unhintergehbaren Mischung der Ideen des Seienden und des Anderen, die sich als gleichursprunglich erweisen. Die Mischung der grossten Gattungen ereignet sich in 254b-259b nicht auf der Basis vorhandener Elemente, die nachtraglich in Verbindung zueinander gesetzt werden; vielmehr kommen erst in der Dynamik des Vollzugs der Mischung ihre Momente als eigenstandige Elemente zur Erscheinung. Erst das Gefuge der Mischung wird so verantwortlich fur die Entmischung seiner Elemente. Im dritten Kapitel rekonstruiert die Autorin die einheitliche Bewegung von Philebos 15-27. Sie vermeidet Diskrepanzen oder Zusammenhangslosigkeit und verfolgt statt dessen Schritt fur Schritt die Ubertragung der Teilhabe in der dialogischen Bewegung. Der Dialektiker verlasst zunachst das Wahrnehmbare, um den holistischen Anspruchen der Ideendialektik nachzugehen, kehrt dann jedoch zu ihm zuruck. In der vierfachen Einteilung des Ganzen, in der Mouroutsou die Mischung als Ort der Genese der schonen Erscheinungen deutet, zeigt sich Platon als Retter der Phanomene. Nach dem Aufstieg zum Verwachsensein der zwei platonischen Prinzipien degradiert der Philosoph sie nicht langer als 'zwischen Sein und Nicht-Sein herumschweifend', sondern wurdigt sie als 'Zeugung'. Schonheit und Ordnung entstehen durch eine Bezahmung und Bandigung des nie vollig Bezahmbaren, dem sie agonal abgerungen werden: Es geht um die Pragung des Seins auf das von sich aus widerstrebende Werden. Die Momente der Mischung des Sophistes und des Philebos sind verschieden und jeweils anders bedingt. Die vorliegende Deutung versucht nicht, das eine Konzept durch das andere zu erklaren; stattdessen integriert sie beide Momente in eine umfassendere dialektische Bewegung. Der Bezug auf Aristoteles erweist sich bei der Platon-Interpretation erneut als unumganglich, obgleich sich unser Platonsbild seinetwegen oft nur muhevoll rekonstruieren lasst.

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Georgia Mouroutsou
The King's University College

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Separation.Gail Fine - 1984 - Oxford Studies in Ancient Philosophy 2:31-87.

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