Abstract
The article is a comprehensive review of Wolfgang Künne’s book CONCEPTIONS OF TRUTH OUP 2003). The review reports and discusses, in particular, Künne’s arguments for alethic realism. Künne dismisses Putnam’s and Dummett’s views that truth is epistemically constrained. He maintains that truths may exist which humans are constitutionally incapable of ever understanding, because the relevant propositions are beyond any human’s conceptual or perceptual capacities. In addition, Künne argues that some humanly comprehensible truths can never be rationally accepted. His master argument for alethic realism is the argument from justification blindspots. It says that truth outruns rational acceptability because some true propositions can never become contents of any justified human beliefs. ---
Der Beitrag referiert und diskutiert die in Wolfgang Künnes Buch Conceptions of Truth entwickelte Wahrheitstheorie. Es handelt sich um eine realistische, also nichtepistemische, deflationistisch gefärbte Theorie mit Propositionen als Wahrheitswertträgern. Erörtert wird insbesondere der alethische Realismus dieser Theorie, genauer: die Auffassung, dass es Wahrheiten gibt, die niemals ein Mensch gerechtfertigt für wahr halten kann. Den nichtrealistischen Theorien, die Wahrsein an gerechtfertigtes Fürwahrhalten binden, hält Künne sein „Argument aus den blinden Flecken im Feld der Rechtfertigung“ entgegen, welches nicht die Möglichkeit nichtentdeckbaren Irrtums behauptet, sondern Fälle unvermeidlicher Unkenntnis anführt: Gewisse Wahrheiten können gar nicht erst zum Gegenstand einer Überprüfung werden. Es könne sogar wahre Propositionen geben, die Menschenwesen auf immer unverständlich bleiben, weil sie jenseits unserer begrifflichen und kognitiven Fähigkeiten liegen. Diese Möglichkeit zu leugnen laufe auf einen alethischen Speziezismus hinaus. – Der Beitrag erörtert auch weitere Aspekte von Künnes Buch.