Abstract
Kants Position zur moralischen Selbsterkenntnis liegt zwischen den beiden Polen
des Cartesianismus und des Behaviorismus. Hinsichtlich des Wissens um die eigenen
Maximeninhalte vertritt Kant die cartesische Direktheitsthese und m.E. auch die
Unfehlbarkeitsthese. Die beiden anderen Aspekte der moralischen Selbsterkenntnis
– das Wissen um die Pflichtgemäßheit der Maximen und das Wissen um die
Handlungsmotive – sind Kant zufolge allerdings weder infallibel, noch unbezweifelbar,
noch direkt. Und obgleich Überzeugungen hinsichtlich der eigenen Handlungsmotive
in Zweifel gezogen werden und sich als falsch erweisen können, sind sie dennoch
verläßlicher als Überzeugungen hinsichtlich der Handlungsmotive anderer.