Abstract
ZUSAMMENFASSUNGDas Thema des vorliegenden Artikels ist das Gewissen als Instanz der Selbsterschließung. Der Artikel wird durch drei Fragen strukturiert: Erstens, wer oder was ist die erschließende Instanz? Zweitens, wie geht die Erschließung vor sich? Und drittens, was wird über das Selbstsein erschlossen? Diese Fragen werden am Beispiel der Beiträge von Martin Luther, Søren Kierkegaard und Martin Heidegger untersucht. Deren Texte stehen in einem Rezeptionszusammenhang und haben Implikationen, die theologisch und anthropologisch relevant sind. Um den Manifestationen des Gewissens in der menschlichen Erfahrung auf die Spur zu kommen, wird den drei genannten Leitfragen entsprechend bei allen drei Autoren erstens der Ursprung der im Gewissen vorgehenden Selbsterschließung, zweitens die Art und Weise der Selbsterschließung und drittens der erschlossene Inhalt eruiert. Dies geschieht in drei Schritten: Zunächst in textnahen Einzeldarstellungen , dann im kritischen Vergleich und schließlich in der Diskussion kontroverser Punkte . Zur Diskussion gestellt wird 1. der methodische Zugang zu Fragen der Selbsterschließung, 2. die Bestimmung und Bewertung der durch das Gewissen erschlossenen ›Schuld‹ und 3. das Verständnis der Freiheit oder Unfreiheit des Menschen.SUMMARYThe article focuses on conscience as an instance of self-disclosure. The article is structured by three questions: First, who or what is performing the disclosure? Second, in what ways is the self-disclosure enacted? And third, what is disclosed about selfhood? These questions are examined with respect to the contributions by Martin Luther, Søren Kierkegaard, and Martin Heidegger. Their works stand in a line of reception and have implications that are theologically and anthropologically relevant. In order to find out how conscience manifests itself in human experience, the texts will be analyzed with regard to the origin and/or subject of disclosing, the mode of disclosure, and the disclosed content. The investigation proceeds in the following steps: Part I is dedicated to the differing descriptions of conscience and introduces the texts of the individual authors. Part II offers a brief comparison of their approaches. Part III is an attempt to formulate and discuss the controversial points. The issues to be discussed are, first, the methodological approach to questions of self-disclosure; second, the definition and evaluation of the ›guilt‹ disclosed by conscience; and, third, the understanding of human freedom or unfreedom