Die Legitimation von Entmenschlichung, Misogynie und Gewalt im Hinduismus

Zeitschrift für Religionswissenschaft 31 (1):30-70 (2023)
  Copy   BIBTEX

Abstract

ZusammenfassungSeit Jahren steigt in Indien die Anzahl der spezifisch gegenüber Frauen, hierarchisch tieferstehenden Geburts- (varṇa) und Berufsgruppen (jāti) sowie Kastenlosen (dalits;scheduled castes) und indigenen Gemeinschaften (ādivāsī;scheduled tribes) angezeigten Gewalttaten kontinuierlich an. Diese Gewaltakte und Tötungsdelikte sind aufgrund ihrer Qualität und vor allem aufgrund ihrer quantitativen Größenordnung als systemisch anzusehen. Dass sie in dieser Form noch immer ein akutes Gegenwartsproblem von allerhöchster sozialer und politischer Brisanz im vordergründig säkularisierten Indien darstellen, legt einen gesamtgesellschaftlichen Konsens über deren grundsätzliche Rechtmäßigkeit nahe, der sich anhand tradierter Normen- und Wertvorstellungen sowie prämoderner Denk- und Handlungsmuster legitimiert, die auf traditionell hinduistischen Ideen basieren. Dabei kann der politische Aufstieg der nationalreligiös argumentierenden und agitierenden „Indischen Volkspartei“ (BJP:Bhāratīya Janatā Pārṭī) sowie ihr politisch forcierter Rückgriff auf den Hinduismus als einzelner, aber dennoch entscheidender Einflussfaktor gesehen werden, der die anhaltende Verschärfung innergesellschaftlicher Gegensätze und die kontinuierliche Intensivierung der Gewaltdynamiken ursächlich zu erklären vermag. Um diese Zusammenhänge zu beleuchten, vollzieht der Beitrag die ideengeschichtlichen Grundlagen religiös legitimierter Entmenschlichung und Gewalt sowie latenter wie offener Misogynie im Hinduismus von seinen vedischen Ursprüngen im 2. vorchristlichen Jahrtausend bis zur Gegenwart nach.

Links

PhilArchive



    Upload a copy of this work     Papers currently archived: 91,610

External links

Setup an account with your affiliations in order to access resources via your University's proxy server

Through your library

Similar books and articles

Gewalt und Legitimation – Grundzüge eines unaufhebbaren Missverhältnisses.Burkhard Liebsch - 2024 - Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 110 (1):82-104.
Are Dialogues Antidotes to Violence? Two Recent Examples from Hinduism Studies.S. N. Balagangadhara & Sarah Claerhout - 2008 - Journal for the Study of Religions and Ideologies 7 (19):118-143.
Was ist Gewalt? Philosophische Untersuchung zu einem umstrittenen Begriff.Dietrich Schotte - 2020 - Frankfurt am Main, Deutschland: Vittorio Klostermann.
Geschändete Statuen und getötete Ideen.Dietrich Schotte - 2018 - Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 104 (1):84-102.
Violence and Humanity: Or, Vulnerability as Political Subjectivity.Anupama Rao - 2011 - Social Research: An International Quarterly 78 (4):607-632.
Communal Violence in India.James Ponniah - 2017 - Journal of Religion and Violence 5 (1):79-101.

Analytics

Added to PP
2023-06-11

Downloads
4 (#1,618,541)

6 months
2 (#1,187,206)

Historical graph of downloads
How can I increase my downloads?

Citations of this work

No citations found.

Add more citations

References found in this work

Add more references