Abstract
Unter dem Begriff Biologismus verstehen wir die Anwendung strikter wissenschaftlicher biologischer Maßstäbe und Begriffe auf die Gebiete, die nicht durch die Dominanz biologischer Verhältnisse bezeichnet werden. Die Annahme des biologistischen Determinismus resultiert notwendigerweise mit der Auffassung, dass die Kultur durch die biologischen Gesetze determiniert wird. Als Antithese zu einem solchen Reduktionismus stellt sich der Kulturalismus heraus, d. h. die Betonung des Vorrangs kultureller Determinanten im Prozess der Bildung der Kultur und der menschlichen Welt überhaupt. In diesem Beitrag wird bewiesen, dass ein solcher Kulturalismus nur die falsche Alternative zum Biologismus ist. Die menschliche Welt kann auf angemessene Weise nur dann begriffen werden, wenn alle relevanten Dimensionen ihrer Gestaltung in Betracht gezogen werden. Die Voraussetzung dafür ist die Befreiung von allen reduktionistischen Versuchungen.