Die politische Quacksalberei des libertären Paternalismus

Zeitschrift für Praktische Philosophie 3 (1):531-558 (2016)
  Copy   BIBTEX

Abstract

Der libertäre Paternalismus befürwortet Eingriffe in die Entscheidungsfindung von Bürgern, ohne ihnen Optionen völlig nehmen zu wollen. Vielmehr soll die Lenkung des Willens durch Schubser geschehen. Im folgenden Beitrag möchte ich zeigen, dass der libertäre Paternalismus auf tönernen Füßen steht. Ich bediene mich dabei des polemischen Bilds von Quacksalbern. Dieses Bild passt zu meinem argumentativen Vorgehen, da ich erstens zeigen will, dass der libertäre Paternalismus falsche Diagnosen über vermeintliche Krankheiten der Willensbildung stellt, und zweitens, dass er die falsche Therapie empfiehlt. Im ersten Teil des Artikels kritisiere ich die Diagnose des libertären Paternalismus, wonach Menschen in ihrer Entscheidungsfindung systematisch fehlschlagen. Die Auswirkungen der zugrundeliegenden psychologischen Forschung werden missinterpretiert und damit vielen menschlichen Entscheidungen eine Art Defekt zugeschrieben. Der zweite Teil des Beitrags hinterfragt die Therapie des libertären Paternalismus. Für entsprechende Interventionen in die Wahlarchitektonik muss Wissen erlangt werden über die Richtung, in welche die Menschen jeweils geschubst werden sollten. Die hier genannte epistemische Aufgabe kann mit den theoretischen Mitteln des libertären Paternalismus nicht gelöst werden.

Links

PhilArchive



    Upload a copy of this work     Papers currently archived: 92,075

External links

Setup an account with your affiliations in order to access resources via your University's proxy server

Through your library

Similar books and articles

Bewusstlos, aber autonom?Dr med Ralf J. Jox - 2004 - Ethik in der Medizin 16 (4):401-414.
Paternalismus.Jean-Claude Wolf - 1990 - Studia Philosophica 49:49-59.
Freiheit, Paternalismus und die Unterwerfung der Frauen.Christoph Schmidt-Petri - 2015 - In Thomas Schramme & Michael Schefczyk (eds.), John Stuart Mill: Über Die Freiheit. De Gruyter. pp. 159-180.

Analytics

Added to PP
2016-12-19

Downloads
62 (#260,571)

6 months
9 (#311,219)

Historical graph of downloads
How can I increase my downloads?

Author's Profile

Thomas Schramme
University of Liverpool

References found in this work

On Liberty.John Stuart Mill - 1859 - Broadview Press.
Harm to Self.Joel Feinberg - 1986 - Oxford University Press USA.
The Ethics of Nudge.Luc Bovens - 2008 - In Mats J. Hansson & Till Grüne-Yanoff (eds.), Preference Change: Approaches from Philosophy, Economics and Psychology. Springer, Theory and Decision Library A. pp. 207-20.

View all 17 references / Add more references