Ein gutes Leben muss keine Geschichte erzählen

Zeitschrift für Praktische Philosophie 10 (1) (2023)
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Abstract

Philosoph:innen versuchen zunehmend zu erklären, warum die Struktur unseres Lebens normativ bedeutsam ist. Eine beliebte Erklärung, die von Dorsey (2015), Rosati (2013), Glasgow (2013), Kauppinnen (2012) und Velleman (1991) vertreten wird, ist die Narrativitäts-These: Was der Struktur unseres Lebens normative Bedeutung verleiht, sind die narrativen Relationen zwischen Lebensabschnitten, die verschiedene Teile des Lebens einer Person zu etwas Sinnhaftem verbinden. Sie fügen einem Leben einen Wert hinzu, der nicht auf momentanes Wohlbefinden reduziert werden kann. Da die narrative Lebensstruktur normative Bedeutung hat, ist ein Leben mit narrativen Relationen wertvoller als ein Leben ohne diese Beziehungen, da es mehr Sinnhaftigkeit erlangt. Mit anderen Worten: Unter sonst gleichen Bedingungen sollten wir unser Leben als Geschichte leben. In diesem Beitrag wird argumentiert, dass die Narrativitäts-These falsch ist. Weder ist ein Leben besser, wenn es eine Geschichte erzählt, noch müssen wir unser Leben als eine Geschichte leben. Ich zeige drei Fälle, in denen wir intuitiv nicht der Narrativitäts-These folgen sollten, und gebe anschließend eine systematische Erklärung, warum narrative Beziehungen zwischen Lebensabschnitten normativ nicht bedeutsam sind: Es ist rational, uns von unserer Vergangenheit abzukoppeln und vergangenen Ereignissen und Lebensabschnitten keine normative Bedeutung beizumessen. Ich schließe mit einer Diskussion über Verdrängung und narrative Fehlschlüsse über wichtige Teile unserer Vergangenheit und wie wir uns vor beidem schützen können.

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