Abstract
Bei einer groben Betrachtungsweise wird meist nur zwischen dem frühen und dem späten Wittgenstein unterschieden, dem Verfasser des Tractatus logico-philosophicus von 1918 und dem Verfasser der 1953 posthum veröffentlichten Philosophischen Untersuchungen. Die Fülle der nachgelassenen Schriften erlaubt es uns jedoch, ein klares Bild der Entwicklung seines Denkens zu zeichnen. Im Zentrum des Aufsatzes steht die Diskussion des Farbenausschlusses, wobei dieser besagt, daß zwei Farben nicht zur selben Zeit am selben Ort gegeben sein können. Zunächst wird geklärt, wie sich die Sprachphilosophie Wittgensteins durch die Thesen zum Farbenausschluß in dem Aufsatz „Some Remarks on Logical Form" im Vergleich zu seiner Position im TLP geändert hat. Die Thesen in SR bilden eine Übergangsposition vom TLP hin zu einer Kalkültheorie der Bedeutung, die sich 1931/32 ausbildete. Alle diese Positionen bewegen sich noch im Rahmen einer allgemein verstandenen Bildtheorie, die durch die Veränderungen stetig unterhöhlt und erst 1932/33 von einer Gebrauchstheorie der Bedeutung abgelöst wird. Das Modell von der Entwicklung der Sprachphilosophie Wittgensteins kann als Bild der insgesamt umfassenden, aber stufenweise erfolgenden Änderung der Theorie der sprachlichen Bedeutung charakterisiert werden