Abstract
Zusammenfassung Doping taucht im öffentlichen Diskurs meist als Problem des Hochleistungssports auf. Diese Aufmerksamkeitsfokussierung wird - angesichts der Dopingpraktiken hunderttausender Breiten- und Freizeitsportler - der Komplexität und Diversität des realen Dopingausmaßes nicht gerecht. Im Schatten des im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehenden Hochleistungssports und der dort vorfindbaren Dopingpraktiken hat sich insbesondere in Fitness-Studios seit Jahrzehnten ein Milieu etabliert, in dem Medikamente missbräuchlich und ohne Skrupel eingesetzt werden, um den als „defizitär“ wahrgenommenen Körper zu überarbeiten und in eine hypermuskulöse Gestalt zu transformieren. Der vorliegende Artikel verfolgt die Zielsetzung, die nach außen weitgehend intransparente Lebenswelt gedopter Kraftsportler und Bodybuilder im Sinne einer verstehenden Soziologie zu durchleuchten und zu erhellen. Die hierbei dargestellten Kenntnisse über die Einstellungen und biographischen Verlaufsfiguren der Dopingnutzer sowie über bestehende Netzwerke, konspirative Praktiken und eskalatorische Suchtspiralen sind frappierend und erschreckend zugleich. Sie zeigen, wie sehr Techniken der medikamentösen Körpermodellierung unter Ignorierung von Gesundheitsschäden und Nebenwirkungen bereits im modernen Alltag angekommen sind.