Patientenverfügung: Selbstbestimmung am Lebensende in Südkorea

Ethik in der Medizin 20 (3):213-220 (2008)
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Abstract

Im interkulturellen medizinethischen Diskurs kursiert seit den 1990er Jahren die These, dass das Konzept der Patientenautonomie mit der so genannten ostasiatischen, familienorientierten Ethik nicht vereinbar sei. Dieser kulturessentialistischen These liegt ein ‘kulturalistischer Fehlschluss’ zugrunde, der die innerkulturellen moralischen Differenzen und die Veränderbarkeit der kulturellen Selbstverständnisse ignoriert. Die familienorientierte medizinische Entscheidung ist aber häufig durch außermoralische Faktoren motiviert und daher selbst in asiatischen Ländern, zum Beispiel in Südkorea, umstritten. Die Anerkennung des individuellen Selbstbestimmungsrechts ist demgegenüber eine historische Errungenschaft und bildet die Grundlage der Patientenverfügung in liberalen und demokratischen Gesellschaften im Osten wie im Westen. Schließlich erfordert das Gelingen eines kulturübergreifenden medizinethischen Diskurses die vorurteilsfreie Kenntnisnahme von ethischen Problemen im konkreten soziokulturellen Kontext. Dabei ist die Deskription kultureller Faktoren, welche für das Verständnis der moralischen Konflikte und deren Analyse wichtig ist, von normativen Prinzipien der modernen Ethik zu unterscheiden, die den individuellen Menschenrechten und der Moralfähigkeit des einzelnen Menschen als Träger jeder Kultur gerecht werden. Dies soll am Beispiel der aktuellen südkoreanischen Diskussion über die Patientenverfügung respektive über den selbstbestimmten, „würdigen Tod“ expliziert werden

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