Abstract
Der Beitrag hat sich die klärende Gegenüberstellung und Verhältnisbestimmung der beiden grundlegenden ethischen Perspektiven, der individualethischen Suche nach dem Glück oder guten Leben und des sozialethischen Bemühens um Moral oder Gerechtigkeit, zum Ziel gesetzt. Obgleich die hypothetischen Imperative der Klugheit mit der Aspiration auf ein persönliches gutes und glückliches Leben und der kategorische Imperativ der Moral mit der Forderung eines unparteilichen Standpunktes prinzipiell nicht aufeinander zurückgeführt werden können, lassen sich im Zeichen einer integrativen Ethik durchaus Scharnierstellen auffinden. Nach der Erörterung eines paradigmatischen zweikomponentigen Modells sowohl einer antiken wie modernen Einheitsethik wird die Notwendigkeit eines essentialistischen anthropologischen Minimalprogramms, einer gehaltvollen Idee der Humanität herausgearbeitet: Als anthropologisch ethische Folie bildet sie zugleich den Werthorizont für den persönlichen Entwurf eines gelungen erfüllten Lebens und die Grundlage für sämtliche solche allgemeinmenschlichen Werte schützenden öffentlichen Institutionen und Normen des Zusammenlebens