Protochemie.Peter Janich - 1994 - Journal for General Philosophy of Science / Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 25 (1):71 - 87.details
Protochemistry. The Program of a Methodical Foundation of Chemistry. "Protochemistry" - in analogy to protophysics - is sketched as the program of a methodical foundation of chemistry. "Foundation" means to reconstruct the methods (both linguistic and poietic) which lead from the prescientific every-day-practice of mastering properties of substances to scientific theories of modern chemistry. Four types of chemical terms are distinguished, depending on different methods of definition and different areas of reference. Consequences of the program if realized are pointed out.
Pfarrs Protophysik-Kritik ist - entgegen seinem eigenen Anspruch - nicht immanent, sondern stützt sich mit ihrem Rückgriff auf Inertialsysteme und mit dem Vorschlag, eine Naturkonstante in Koordinatentransformationen der Kinematik einzuführen, auf dynamische, zum Teil sogar messend empirische Theorien. Sie ist damit logisch zirkulär. Die Reformulierung des Relativitätsprinzips als "Homogenitätsprinzip" ist leer, d.h. ihr entsprechen keine definitorischen oder operativen Schritte in der Physik. Die immanenten Einwände dagegen beruhen auf einem Mißverständnis. Die behaupteten Gegensätze zwischen Protophysik und Relativitätstheorie verdanken sich teils einer (...) Zitierweise konträr zum zitierten Originaltext, teils einer ad-hoc-Erweiterung des Kreises der "Protophysiker" auf Gegner der Relativitätstheorien. (shrink)
In der analytischen Wissenschaftstheorie gilt mit einigen Varianten die Auffassung, daß Termini physikalischer Theorien aus einer Reihe von Gründen als lediglich partiell interpretierbare "theoretische Terme" oder "theoretische Begriffe" anzusehen seien. Diese aus dem Zweistufenkonzpet der Wissenschaftssprache kommende Auffassung verdankt sich einer affirmativen Grundhaltung gegenüber der Physik. Das Zweistufenkonzept erweist sich jedoch mindestens als zu eng, weil zusätzlich eine die Intentionen der Meßgeräteherstellung und -verwendung abdeckende Terminologie verfügbar sein muß, die weder nichttheoretisch noch von empirischen Theorien abhängig ist. Speziell für den (...) Begriff der Masse läßt sich zeigen, daß Nichtdefinierbarkeit als Grund für seine Theoretizität nicht anerkannt werden muß. Geht man vom Grundgedanken der Newtonschen Trägheitsmechanik ab, die Mechanik bei den kräftefreien Bewegungen zu beginnen, so läßt sich Massengleichheit durch Symmetriebedingungen an geführten Bewegungen und Massenverhältnis über eine darauf aufbauende Definition der homogenen Dichte sowie über das Volumen definieren. (shrink)
Dieser Aufsatz umreißt die Grundzüge eines neuen philosophischen Programms, das sich selbst in Fortentwicklung und Abgrenzung vom Methodischen Konstruktivismus als „Methodischer Kulturalismus“ begreift. Ausgehend von einer Kritik von Naturalismus und Kulturrelativismus erfolgt eine Darlegung der epistemologischen und handlungstheoretischen Grundlinien einer methodischen Begründung von Wissenschaft und Ethik auf der Basis der kultürlichen Lebenswelt.
The critique of my protophysical approaches to operational foundation of geometry by Lucas Amiras (Journal for General Philosophy of Science Vol. 34 (2003)) concerns my first publication from 1976 but not the further 30 years of work. It does not offer any argument leading from the (erroneous) judgement “lacking success” to the conclusion “impossible”. And it is, in general, based on a philosophical defect: it ignores the principle of methodical order as leading for constructivist protophysics.
In diesem Band stellt sich ein neues philosophisches Programm vor, das sich selbst als „Methodischer Kulturalismus“ begreift – eine Fortentwicklung des Methodischen Konstruktivismus. In den Arbeiten der in diesem Band vertretenen Philosophen hat sich eine Neuorientierung ergeben, die im Anliegen einer methodisch-systematischen Kulturkritik das ältere Programm einer Wissenschaftstheorie als Wissenschaftskritik in Richtung und Umfang verlässt.
English description: "Emergence" is a term used in both the humanities and the natural sciences to denote the appearance of a new development that seems unpredictable at first, but can more or less be explained scientifically in hindsight. The term is always connected to a far-reaching philosophical background of the epistemological or science-theoretical kind. Historical examples of important emergences can be found in Darwin's evolutionary biology and Wilhelm Wundt's social psychology. They demonstrate that emergence contexts can methodologically be explained by (...) the purposive rationality of the actors within the process of research and theory construction, and thus be stripped of their mysterious aura. The volume is complemented by the correspondence between the author and an evolutionary theorist, which feeds on the tension between a more naturalistic perspective and a more culturalistic view. German text. German description: Emergenz ist ein in Natur- wie in Geisteswissenschaften anzutreffender methodologischer Leitbegriff, der ein nicht vorhersagbares oder ein induktiv nicht ableitbares, nachtraglich aber mehr oder weniger wissenschaftlich erklarbares Auftauchen von Neuem bezeichnet. Immer ist der Emergenzbegriff mit weitreichenden philosophischen Hintergrundueberzeugungen erkenntnis- und wissenschaftstheoretischer Art verknuepft.Historische Vorbilder fuer fachwissenschaftlich wichtige Emergenzen konnen in der Evolutionsbiologie Charles Darwins und in der Volkerpsychologie Wilhelm Wundts gesehen werden. Sie weisen darauf hin, dass sich emergente Verhaltnisse, anders als in den aktuellen, naturalistischen Emergenztheorien aus der Tradition der Analytischen Philosophie, methodisch auf die Zweckrationalitat von Akteuren im Prozess von Forschung und Theoriebildung zurueckspielen und dadurch ihres geheimnisvollen Charakters entkleiden lassen.Erganzt wird der Band durch eine Korrespondenz zwischen dem Autor und einem Evolutionstheoretiker. Sie speist sich aus der Spannung zwischen einer eher naturalistischen und einer eher kulturalistischen Sichtweise und ringt mit Problemen der Bestimmung von Emergenz und Teleonomie bei Kategorienspruengen in naturhistorischen Untersuchungen. (shrink)
In Auseinandersetzung mit der Kritik A. Kamlahs an meinem Buch "Die Protophysik der Zeit" wird zunächst der Vorwurf, die affirmative Grundhaltung der Analytischen Wissenschaftstheorie gegenüber der Physik sei nicht erwiesen worden, entkräftet. Im Hauptteil wird mit der Unterscheidung von Handlungsanweisung und Norm die Möglichkeit empirischer Einwände gegen präskriptive Prototheorien präzisiert und das Argument Kamlahs, ein Verzicht auf einen Alleinvertretungsanspruch der Protophysik auf Physikbegründung impliziere empirische Widerlegbarkeit, zurückgewiesen. Die Unterscheidung zwischen der Eindeutigkeit protophysikalischer Normen und der Auswahl von Bewegungs- bzw. Geräteklassen (...) nach technischen Zwecken der Physik erlaubt im dritten Teil eine Antwort auf Kritiken am chronometrischen Eindeutigkeitsbeweis. Die Analytische Kritik an der konstruktiven Protophysik verkennt deren Einbindung in ein kulturalistisches Wissenschaftsverständnis. (shrink)
Der Methodische Kulturalismus ist eine Weiterentwicklung des Methodischen Konstruktivismus der Erlanger und Konstanzer Schule. Mit diesem teilt er die Einsichten des linguistic und des pragmatic turn, d. h. das Programm einer philosophischen Sprachkritik sowie ein Begründungsprogramm von Erkenntnis aus lebensweltlichem Handeln, ergänzt um einen cultural turn, der die Geschichtlichkeit des Menschen und seiner Lebenswelt rekonstruierend berücksichtigt. Die philosophisch-kritische Aneignung der historisch vorgefundenen Kultur betrifft neben klassischen Themen wie Sprache, Wissenschaften oder Institutionen prominent die Technik als zentrales Beispiel für typisch menschliche (...) Kulturleistungen. (shrink)
Aus dem Inhalt: 1. ZIele und Grenzen des technischen Umgangs mit der Natur 3. NAturlichkeit als Problem der Chemie (mit Beitragen von: R.A. FIscher, B. FAbry, C. KArger, G. HAnekamp @4. SChluSSdiskussion.
Die Naturalisierung des Menschen durch die Lebenswissenschaften ist zurückzuweisen, weil Naturwissenschaften ohne Philosophie in den metasprachlichen Anteilen unmöglich sind. Geisteswissenschaften und philosophische Kritik spielen über Zweck-Mittel-Verhältnisse von Beschreibungen in Formen von Körper-Geist-Problemen eine konstitutive Rolle für ein wissenschaftlich getragenes Menschenbild. Die Philosophie bleibt autonom gegenüber den Wissenschaften.
Responsibility Without Understanding? How the Debate on the Ethics of Genetic Engineering Depends on Its Philosophy of Science. The main thesis in this paper is that bioethics has no own criteria to judge the chances and risks of genetic engineering. But if we distinguish (1) between different types of genetic, (2) between genetic engineering as a set of methods for experimentation and genetic engineering as an industrial technique and (3) reconstruct the metaphors and the terminology in general, which are used (...) by biologists describing their practice, it is possible to formulate such criteria. As the distinction between nature and culture is the result of human actions (not drawn by nature) and the communication about these actions and distinctions in a given cultural context, the criteria are the result of a discourse, in which not only biologists, but all members of a society argue about the reproduction and structuration of their society. (shrink)