Seit den 70er-Jahren lasst sich ein zunehmendes Interesse an Hegels Enzyklopadie feststellen, das - verstarkt durch die gerade in letzter Zeit wiederentdeckten Hegel'schen Manuskripte und Nachschriften - eine standig steigende Zahl von Einzeluntersuchungen zur Logik, Natur- und Geistesphilosophie zur Folge hatte. Die Bibliographie erfasst vollstandig alle Einzel- und Gesamtausgaben, Ubersetzungen und Sekundarliteratur von 1817 bis heute. Chronologisch geordnet, ermoglicht sie dem Forscher einen leichten Uberblick uber die Literatur und stellt ein Hilfsmittel dar, das Entwicklungen und Trends der Hegel-Interpretation erkennen lasst.
"Die hier verinigten, zum Druck euberarbeiteten Beitreage gehen auf eine Tagung zureuck, die vom 27. bis 30. April 1992 in der Reimers-Stiftung in Bad Homburg... stattfand"--P. vii.
Nach einer heute weit verbreiteten Auffassung besteht zwischen Sein und Sollen, deskriptien und normativen Aussagen, Theorie und Praxis eine Interdependenz. Man hegt die Meinung, daß die vorstellung, die wir uns von der Welt machen, das Bild von der Nature, der Gesellschaft oder von welchem Bereich immer, bestimmte Handlungsintentionen aufweist, d.h. bestimmte Verhaltensweisen veranlaßt und urgiert, während sie andere zurückweist, ablehnt, verhindert. Ein bestimmtes theoretisches Rahmenwerk enthält Anreize und Motivationen für bestimmte Handlungen, wie es Hemmschwellen für andere Verhaltensweisen aufbaut. Es enthält (...) einen Kodex erwünschter und erlaubter sowie gerade noch geduldeter Handlungen wie auch untersagter, die einem anderen, alternativen Rahmenwerk angehören. Da deskriptive und normative Aussagen Hand in Hand gehen, lassen auch umgekehrt bestimmte Verhaltens- und Handlungsdispositionen auf den dahinter stehenden, leitenden Vorstellungsrahmen schließen. Denkbar ist folgende Alternative: Entweder gibt die vorgegebene Natur- und Seinsordnung das Vorbild, die Richtschnur und den Maßstab für unser Handeln ab, so daß sich das Handeln der Nature anpassen, nach- und Mitvollzug der natürlichen Ordnung sein muß, oder das menschliche Subjekt legt die Bedingungen und Normen für das Verhalten gegenüber der Natur fest, so daß umgekehrt die Natur sich nach diesen Bedingungen richten muß und Handeln zum Konstruieren der Natur wird. (shrink)
Der Beitrag nimmt die Kontroverse zwischen Jürgen Habermas' Nachmetaphysisches Denken und Dieter Henrichs Replik Was ist Metaphysik - was Moderne? auf und diskutiert deren unterschiedliche Prämissen. Nach einem kurzem Blick auf die Geschichte der Metaphysik und auf ihre Kritik seit der Antike bis in die Gegenwart wird erkennbar, daß eine Bedrohung der Metaphysik niemals von seiten des vermittelten Wissens kommt, mag es sich um das notwendige wissenschaftliche oder um das kontingente historische Wissen handeln, sondern allenfalls von seiten des unmittelbaren Wissens. (...) Dieses letztere in seinen diversen Möglichkeiten: 1. als Wissen des Konkreten bzw. "wildes Denken", 2. als ästhetische Erfahrung, 3. als praktisch-pragmatisches Wissen gilt es daher zu überprüfen. Es wird gezeigt, daß selbst im Falle der Bedrohung der Metaphysik von dieser Seite es nicht zu deren Absetzung kommt, da die genannten Bereiche allenfalls die Grundlage denkender Auseinandersetzung bilden, nicht aber deren Substitut. (shrink)
Bis heute stehen wir, was die Wahrnehmungstheorie betrifft, in der Tradition des cartesianischen Reduktionismus, der die Gegenstände nach ihren reinen Sachqualitäten betrachtet. Alle anderen Begegnungsweisen, die in und mit der Wahrnehmung auftreten, die praktische, die emotional-ästhetische, die religiöse, werden ignoriert. Karen Gloy entwickelt gemäß der strukturellen Methode die Totalität möglicher übereinandergeschichteter Wahrnehmungswelten und zeigt damit die Defizite fest eingeschliffener traditioneller Vorstellungsgewohnheiten. Die Verschiedenheit der Wahrnehmungswelten wird anhand von Beispielen veranschaulicht. Diese reichen von den Tlingit-Keulen aus Alaska über Goethes Farbenlehre bis (...) zur Wahrnehmung im Cyberspace mittels Datenhelm und Datenhandschuh. (shrink)