Martin Heidegger gilt als einer der bedeutendsten und zugleich umstrittensten Philosophen des zwanzigsten Jahrhunderts. Werk und Person üben bis heute diesseits und jenseits philosophischer Diskussionen eine erhebliche Faszination aus. Dies liegt nicht allein an der außergewöhnlichen Originalität seines Denkens und der Kraft seiner Sprache, sondern auch an seinen schwerwiegenden politischen Verstrickungen im Zusammenhang mit der Machtergreifung Hitlers. Florian Grosser zeichnet die wesentlichen Stationen und Entwicklungslinien von Heideggers verschlungenem Denkweg aus einem halben Jahrhundert nach. Dabei arbeitet er die spezifische Gefährlichkeit von (...) Heideggers politischem Denken klar heraus, insbesondere sein radikal revolutionäres und überzogen antagonistisches Verständnis des Politischen, das ihn hindert, reale politische Phänomene angemessen zu verstehen. Grosser geht der Frage nach, ob Heideggers Denken, wie vielfach unterstellt, tatsächlich eine innere Verwandtschaft mit dem Nationalsozialismus aufweist. Die Differenzen immerhin sind gravierend. Die essayistisch gehaltene Darstellung, die im Grenzbereich zwischen Philosophie und Politikwissenschaft angesiedelt ist, erweckt die festgefahrene, seit Jahrzehnten in den starren Mustern von Anklage und Verteidigung verharrende Kontroverse um den "Fall Heidegger" zu neuem Leben. (shrink)
Political Revolution Revolutions are commonly understood as instances of fundamental socio-political transformation. Since “the age of revolutions” in the late 18th century, political philosophers and theorists have developed approaches aimed at defining what forms of change can count as revolutionary as well as determining if and … Continue reading Political Revolution →.
The paper aims at showing the potential of a phenomenologically informed approach for contemporary debates on democratic legitimacy and community. While the role of affectivity has recently been reconsidered in social and political theory, phenomenological insights into affective moments of subject- and community-formation can contribute to further methodological refinement. Inversely, it is suggested that phenomenological analyses on subjectivity and intersubjectivity should be broadened so as to include what often remained a blind spot: the political dimension. Drawing on descriptive resources offered (...) by Levinas, Waldenfels, and Esposito, the paper sets off to rehabilitate the concept of Betroffenheit, of concernedness or being concerned, which, historically, was at the center of conceptions of democratic politics before being removed from it. Questioning its unreserved ‘juridization’, it is argued that an affective understanding of being concerned is relevant for re-describing the emergence of collective political agents: The shared response to an initial experience of being concerned opens up an alternative account of political processes that, venturing beyond issues of legitimacy and sovereignty, outlines the perspective of democracy out of shared concernedness. (shrink)
In jüngerer Vergangenheit haben sich Flucht und Vertreibung als wichtige neue Herausforderungen sowohl für liberale politische Ordnungen als auch für liberales politisches Denken erwiesen. Dies ist nicht allein darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen weltweit auf über 70 Mio. angestiegen ist und sich damit innerhalb der letzten Dekade verdoppelt hat. Zu diesem quantitativen Faktor kommt hinzu, dass sich selbst in vermeintlich gefestigten liberal-demokratischen Ordnungen gewisse qualitative Veränderungen beobachten lassen, die in Zusammenhang mit diesen Migrationsbewegungen stehen, ja sich (...) in unmittelbarer Reaktion auf diese einstellen: So sind es zuwanderungsskeptische bzw. -feindliche Positionen, die z. B. in den Vereinigten Staaten, in Großbritannien, Ungarn oder Italien im Zentrum neuer Populismen stehen und unter der Wählerschaft erhebliche Resonanz erzeugen. (shrink)
This volume traces the ways in which Heidegger’s philosophical thinking has been taken up, critically re-appropriated, and disseminated in literary and poetic writing since the middle of the 20th century.
This article examines Niccolò Machiavelli’s central political writings by means of asking whether his thinking is structured by an underlying concept of the political. In exploring the ways in which Machiavelli (a) addresses some of the basic conditions that determine the political realm and (b) reflects upon the conditions for practical success in this domain, the contours of an implicit, yet consistent concept of the political become apparent. It will be argued that, with regard to its content, this concept is (...) irreducible to the aspect of power. Instead, it is an element of care – or more specifically: ‘care of many’ – that is characteristic of Machiavelli’s understanding of the political and that decisively informs his considerations on both principalities and republics. (shrink)
This volume traces the ways in which Heidegger's philosophical thinking has been taken up, critically re-appropriated, and disseminated in literary and poetic writing since the middle of the 20th century.
Political Revolution Revolutions are commonly understood as instances of fundamental socio-political transformation. Since “the age of revolutions” in the late 18th century, political philosophers and theorists have developed approaches aimed at defining what forms of change can count as revolutionary as well as determining if and … Continue reading Political Revolution →.
Zusammenfassung: Die für diesen Schwerpunkt ausgewählten Beiträge setzen sich aus sachlich, methodologisch sowie disziplinär vielfältigen Perspektiven mit dem Thema der Grenze, der Grenzziehung und des Grenzregimes auseinander. Während Grenzen in der normativen politischen Philosophie und Theorie kaum als eigenständiges Problem behandelt bzw. zumeist traditionell, d. h. als für territorial verankerte staatliche Zuständigkeitsbereiche konstitutive statische Trennlinien begriffen werden, wird in den hier versammelten Texten der Versuch unternommen, diese präziser und detaillierter in ihrer gegenwärtigen Gestalt und Wirkungsweise zu bestimmen, um auf dieser (...) Grundlage alternative grenztheoretische Modelle zu entwickeln. Im Zentrum steht dabei die Frage, in welcher Weise sich die zunehmende Beweglichkeit von Grenzen – eine Beweglichkeit, die nicht nur neu konfigurierten politisch-rechtlichen Maßnahmen und Institutionen, sondern auch neuen Kontrolltechnologien geschuldet ist – auf das Verständnis von staatlicher Souveränität, von demokratischer Legitimität oder von Menschenrechten auswirkt. In dieser Einleitung werden zum einen einige maßgebliche rezente Grenzziehungsphänomene erörtert, die im Licht der Covid-19-Pandemie in besonderer Deutlichkeit zutage treten; zum anderen werden Grundzüge eines veränderten politiktheoretischen Nachdenkens über Grenzen skizziert. Daneben werden die sieben Beiträge des Schwerpunkts überblicksartig vorgestellt. (shrink)