Abstract
Zusammenfassung Dieser Beitrag widmet sich dem Zusammenhang zwischen dem deutschen Idealismus und Max Müllers Religionswissenschaft, die als erstes und maßgebendes religionswissenschaftliches Projekt betrachtet werden kann. Es wird aufgezeigt, dass die Entwicklung der Lehre Müllers erst durch Kants Kritizismus, Schleiermachers Gefühlsphilosophie und durch die idealistische Religionsphilosophie von F. Schelling und Chr. Weisse ermöglicht wurde. Es kann auch der Einfluss der Philosophie von J. Fries aufgespürt werden. Müllers Blick auf das religiöse Leben der Menschheit hat einen philosophischen Charakter und wird wesentlich durch die Methodologie des deutschen Idealismus geprägt. Es gibt dennoch zwei Hauptunterschiede zwischen Müllers Religionswissenschaft und der früheren Religionsphilosophie. Zum einen benutzt Müller systematisch Originalquellen in östlichen Sprachen. Zum anderen geht Müller dadurch über die europäische Denktradition hinaus und versucht, in nichteuropäische Traditionen einzudringen und diese zu verstehen. Der deutsche Idealismus eben ermöglicht einen solchen bedeutenden Zug der Religionswissenschaft wie die Anerkennung der Diskrepanz zwischen dem, was in einem Gespräch über die Religion gesagt wird, und dem persönlichen Verhältnis des Gelehrten dazu.