Abstract
Der Traité de l′homme war bis weit ins 18. Jahrhundert hinein das mit Abstand wirkmächtigste Werk Descartes′. Diese Wirkung verdankte sich zweier posthumer Editionen, die beide reich illustriert waren und miteinander mehrere Jahrzehnte konkurrierten, bis sich eine von ihnen endgültig durchsetzte. Die andere ist mitsamt ihren Bildern vergessen. Der Beitrag konfrontiert die Bildprogramme dieser Editionen miteinander, um zu zeigen, dass die später als für Descartes zentral angesehene mechanistische Auffassung vom Körper als Maschine eine postcartesianische Erfindung ist, die in erster Linie durch die Abbildungen in Clerseliers Edition und oft auch gegen den Wortlaut des Textes tradiert wurde. Diese Bilder begründeten so eine vom Text separate Wirkungsgeschichte von Descartes′ medizinischen Ideen