Abstract
Die philosophische Reflexion über das Wesen der Zeit und die Beziehungen der Zeit zu Welt und Mensch in der Antike liefert wichtige Anknüpfungspunkte für spätere Konzeptionen. Hierbei kommt Platons Timaios, der Zeit-Abhandlung in der Aristotelischen Physik und Plotins Enneade III 7 eine besondere Bedeutung zu. In systematischer Perspektive lassen sich insofern Brücken von der antiken Zeitphilosophie zu mittelalterlichen und neuzeitlichen Zeit-Diskursen schlagen. Aber in einer philosophisch-hermeneutischen Perspektive sollten dabei nicht die zentralen Unterschiede zwischen der antiken Ontologie und den Ontologien späterer Zeiten übersehen werden. Systematische Anknüpfungspunkte ergeben sich u. a. durch die Priorität der Zeit gegenüber dem Raum, das Problem einer Verräumlichung der Zeit, die Relation der Zeit zur Ewigkeit und das Verhältnis der Zeit zur Veränderlichkeit und Endlichkeit menschlichen Lebens. Zentrale historische Unterschiede werden anhand des holistischen Charakters antiker Zeitphilosophie aufgezeigt