Einige Schwierigkeiten in Kants Lehre von der Unsterblichkeit der Seele

Cultura 4 (1):71-84 (2007)
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Abstract

Stärker als andere Teilgebiete seiner Philosophie ist Kants Ethik durch die bemerkenswerte Spannung zwischen ihrem Bezug auf die Tradition und ihrer Orientierung an einem modernen Wissenschafts- und Philosophieverständnis geprägt. Einerseits beruht die Begründung der kantischen Moralphilosophie auf einem Begriff der Kausalität, welcher der mechanistischen Naturwissenschaft seiner Zeit entlehnt ist: Kausale Beziehungen sind strikt gesetzmäßiger Art, und dies muss auch für die Freiheit des Menschen gelten, wenn diese denn als eine Kausalität sui generis begriffen werden soll. Dieser Gedanke führt auf die Lehre von der Autonomie, d. h. der Selbstgesetzgebung der reinen Vernunft. Andererseits war Kant bemüht, traditionelle ethische Begriffe und Gedanken in seine Moralphilosophie aufzunehmen. Daher ist die Annahme, Kant habe mit der ihm vorausgehenden ethischen Tradition radikal gebrochen und durch seine kritische Moralphilosophie den Grundstein für die moderne Ethik gelegt, nur teilweise zutreffend. Tatsächlich finden sich in Kants „Sittenlehre“ zahlreiche Elemente, die er dem überlieferten Denken, insbesondere der christlichen Morallehre entnommen hat. Dies gilt beispielsweise für seine kritisch reformulierte Lehre von der Unsterblichkeit der Seele. Diese Lehre ist mit verschiedenen ernst zu nehmenden Schwierigkeiten verbunden. Einige von ihnen sollen im Folgenden erörtert werden. Dabei zielen meine Überlegungen auf zwei Fragen ab. Erstens ist zu klären, ob das Postulat der Unsterblichkeit der Seele mit den grundlegenden Thesen der kritischen Philosophie vereinbar ist. Hier geht es, mit anderen Worten, darum, ob die Annahme der Unsterblichkeit der Seele angesichts der neuen Begründungsmaßstäbe, die wir Kant verdanken, aufrechterhalten werden kann. Zweitens ist zu prüfen, welche Auswirkungen die Preisgabe dieser Doktrin für die kritische Ethik hätte

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Héctor Wittwer
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