Abstract
Die Dimension der Kulturphilosophie wird in der Phänomenologie Husserls in drei Stufen unterteilt: Die erste Stufe besteht aus der Phänomenologie der “Lebenswelt” sowie der kritischen Reflexion der naturwissenschaftlichen Kultur in Europa, die unser Leben bis in die Gegenwart hinein beherrscht. Die Phänomenologie der Lebenswelt, die Husserl auch “philosophische Kultur” nennt, wird vornehmlich als Therapie gegen die Krise der europäischen Wissenschaften entwickelt, welche die Form einer technisch-wissenschaftlich geprägten Zivilisation verabsolutiert und zur V ergessenheit des lebensweltlichen und sinnlichen Ursprungs geführt haben. Die sich entfaltende Kultur ist zweitens für Husserl jene Gestaltung menschlicher Wirklichkeit, in welcher die Philosophie und deren V orformen in den Religionen aller nationalen Kulturtraditionen als tatsächliche Kulturleistungen wirksam werden. In seinen Kaizo-Aufsätzen hat er phänomenologisch die religiöse von der wissenschaftlichen Kultur unterschieden und ihre jeweilige Herkunftsgeschichte dargestellt. Die letzte Stufe aller Kulturwirklichkeit sieht Husserl in jener Dimension, die er vornehmlich als Korrelat von Heimwelt und Fremdwelt zu bezeichnen sucht. Das interkulturelle Verständnis und die Kommunikationen der Kulturwelten orientiert sich vor allem an diesem intersubjektiven V erständnismodell von Heimwelt und Fremdwelt, das tief in der “Erde” der “Lebenswelt” wurzelt