Wiesbaden, Germany: Harrassowitz (
2016)
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Abstract
Boethius fasst im 6. Jahrhundert den Plan, samtliche Werke Aristoteles' und Platons ins Lateinische zu ubersetzen und mit Kommentaren zu versehen. Die Motivation fur dieses Projekt liegt in seiner Einsicht in die bildungstheoretischen Grundlagen des Platonismus und des Aristotelismus begrundet, die ihm auch als Massstab fur seine ethischen Erkenntnisse und sein padagogisch orientiertes Schaffen dienen. Daruber hinaus liefert seine Sorge um die Anschlussfahigkeit dieser Bildungstradition an die gesellschaftlichen Bedingungen im lateinischsprachigen Raum seiner Zeit den entscheidenden Impuls. Ziel dieses Buches ist es, Boethius' Ubersetzungsprojekt in die verschiedenen Ebenen der mit diesem Projekt verbundenen Wissenstransfers aufzuschlusseln und sowohl die Inhalte als auch die Bedingungen dieser Transfers aufzuzeigen. Die Ubersetzungen im engeren Sinne sind hierbei nur ein Teil des Wissenstransfers. Denn mit Blick auf die Sorge um eine gelingende Vermittlung der Inhalte fur die verschiedenen Niveaustufen seines Zielpublikums stellen die Kommentierungen und die Massnahmen der didaktischen Vermittlung einen integralen Bestandteil seines Ubersetzungsprojekts und damit weitere Wissenstransferebenen dar. Die Vorgehensweisen bei diesen verschiedenen Aspekten der Ubersetzung wiederum finden ihre Grundlage in den sprachphilosophischen und seelentheoretischen Einsichten, die fur Boethius' Konzeption einer gelingenden Vermittlung verantwortlich sind. Die Theorie der Sprache, die Boethius in seiner Bearbeitung der aristotelischen Schrift Peri hermeneias (bzw. De interpretatione) ins Lateinische ubertragt, bildet damit zugleich die Grundlage fur die Praxis seiner Ubertragung.