Abstract
Nach einer weit verbreiteten Überzeugung beruht der Wert von fiktionaler Literatur wenigstens zum Teil darauf, dass Leser durch sie zu Wissen gelangen. Warum aber kommt fiktionale Literatur für den Erwerb von Wissen in Frage? Einige Autoren verweisen darauf, dass Literatur zwar kein propositionales Wissen im Sinne des Überzeugungswissens, aber ein nicht-propositionales Wissen im Sinne des Wissens von subjektiven Perspektiven oder von Fertigkeiten vermittelt. Der Beitrag argumentiert dafür, dass sich zusätzlich zu nicht-propositionalem Wissen auch propositionales Wissen durch Literatur erwerben lässt. Leser können ihr propositionales Wissen erweitern, weil literarische Werke Behauptungen über Allgemeines enthalten. Anhand impliziter und durch Interpretation erschließbarer allgemeiner Aussagen wird die Auffassung verteidigt, dass Literatur eine wahrheitssuchende Institution darstellt.