Tatsache, Wert und menschliche Sensibilität: Die Brentanoschule und die Gestaltpsychologie
Abstract
In diesem Aufsatz werden die Fragen nach dem Ort der Werte in der Erfahrung und
nach ihrer Natur als Qualität besonderer Art anhand von Ansätzen der Brentanoschule
und der Gestaltpsychologie untersucht. Konkret geht es darum, diejenigen
Positionen innerhalb dieser Schulen zu analysieren, welche die Werte sowohl in
Abhängigkeit von den Eigenschaften des Objektes, an dem diese haften, als auch
von der psychophysischen Konstitution des Subjektes, welche sich auf Werte
bezieht, verstehen. Brentanos Dispositionalismus, Meinongs erste und zweite dispositionalistische Theorie der Werte und Landmann-Kalischers Theorie der Werte
als sekundäre Qualitäten werden exemplarisch als Vertreter der Brentanoschule
untersucht, während Köhlers These der Werte als Gestaltqualitäten die Auffassung
der Berliner gestalttheoretischen Schule repräsentieren soll. Die Untersuchung dieser Positionen wird einen neuen Blick auf das Wertphänomen werfen, die sich
sowohl vom Realismus als auch vom Emotivismus unterscheidet, und welche darin
besteht, es in Abhängigkeit von unseren affektiven Dispositionen zu erklären, seien
diese als Gemütsbewegungen, Begehrungen, Gefühle oder emotionale
Wahrnehmungen verstanden.