Abstract
Das Verhältnis zwischen Husserl und Kant zählt zu den kontroversesten Themen im Bereich systematischer Forschung zur Transzendentalphilosophie. Dieses Verhältnis ist unter anderem deshalb kompliziert, weil Husserl relativ ambivalent über Kants Philosophie urteilt. Einerseits betrachtet er Kant als den Entdecker der Transzendentalphilosophie und somit auch als Vorläufer der transzendentalen Phänomenologie. Andererseits äußert er sich gegenüber bestimmten Aspekten der Philosophie Kants, die er als Reste einer nicht überwundenen metaphysischen Tradition betrachtet, kritisch. Die Anerkennung einer solchen Ambivalenz scheint der Ausgangspunkt von Pradelles Forschungen zu Husserl und Kant zu sein. Diese bewegen sich zwischen der Hervorhebung der Bedeutung der Kant’schen Erbschaft für Husserls Phänomenologie und der Anerkennung, dass eine solche theoretische Erbschaft eine tiefreichende Änderung, wenn nicht sogar eine Umkehrung, innerhalb der Phänomenologie erfährt. Das zeigt sich sowohl in...